Gernot Ensgraber

„Schule nach den Sommerferien 2020 - Chance nutzen statt einfach so weitermachen“

04.06.2020

In Erziehungssystemen bedeutet Bildung eigentlich zweierlei:
Die Einführung in die Funktions- und Kooperationszusammenhänge der Gesellschaft durch Vermittlung von Lernstoff aber zugleich auch die Schaffung einer selbstständigen und handlungsfähigen Persönlichkeit.

Auf dieser Auffassung beruht auch mein Wunsch, die derzeitige Krisensituation durch das Coronavirus als Chance zu betrachten und zu nutzen, den Lernstoff und die pädagogischen Zielsetzungen unseres Bildungssystems und deren Umsetzung kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls zu reformieren.

Hier sehe ich auch den größten Nachholbedarf. Denn nicht allein durch Kenntnis von Fakten und Beherrschung von Methoden wird Bildung erzeugt, sondern es bedarf der Wertevermittlung, der Einführung in die Gesellschaft durch Auseinandersetzungen und Diskussionen sowie der Herausbildung von Identitäten, die demokratische Haltungen verinnerlicht haben. Unterrichten sollte also in den Schulen ein Prozess sein, in dem nicht nur Lernstoff vermittelt wird, sondern in dem sich Schülerinnen und Schüler auch mit ausgewählten Inhalten und Werten der Kultur auseinandersetzen können, um Persönlichkeit und optimale Qualifikationen zu erreichen. Um diese Zielrichtung dieses Prozesses noch klarer zu verdeutlichen, müsste man eher von „aufrichten“ statt von „unterrichten“ sprechen.

Da dieser Bildungsprozess schon zu normalen Zeiten meines Erachtens häufig nur ansatzweise umgesetzt wird, habe ich jetzt große Sorge, dass in der Corona-Krise noch stärker nur die Vermittlung von Fakten und Methoden im Vordergrund steht und der Lernstoff die sozialen,  erzieherischen und wertebildenden Aspekte fast vollständig un-berücksichtigt lässt. Das Corona-Virus verhindert nämlich gerade durch das soziale Abstandhalten die wechselseitige Kommunikation und die gemeinsame Auseinandersetzung über den Lernstoff in den Klassen undd Kursen.  Diese fatale Einschränkung des Lernprozesses ist nicht durch die einsame häusliche Bearbeitung von Arbeitsblättern zu ersetzen. Da müssen andere Formen der Kommunikation untereinander gefunden werden. Hier kommt aber das Thema Digitalisierung ins Spiel und die traurige Erkenntnis, dass die meisten Schulen weder personell noch technisch dazu in der Lage sind, angemessen zu agieren. Auch hier sehe ich einen riesigen Nachholbedarf. Allerdings kann auch eine optimale personale Kompetenz und technische Ausstattung nicht den Präsenz-unterricht im skizzierten Sinne ersetzen.  

Die Ansicht von Frau Hubig, dass die Rückkehr in die Schulen hervorragend laufe, muss differenziert betrachtet werden. Meiner Meinung nach ist die Politik der kleinen Schritte, abhängig von der Entwicklung der Infektionszahlen die Schulen zu öffnen, der richtige und verantwortbare Weg.

Aber, wenn dann die Öffnung wieder möglich ist, sollten wir die Chance ergreifen, endlich die Schulen so zu organisieren, dass Bildung, als Prozess zur Herausbildung von aufgerichteten Persönlichkeiten eher möglich wird. D.h. Bildung muss verstärkt im Mittelpunkt der politischen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit stehen, denn sie ist wahrlich systemrelevant, weil nur mit guter Bildung dem aufkeimenden Narzissmus und Populismus begegnet werden kann. Schulen müssen also so personell, finanziell und technisch ausgestattet werden, dass von Bildungsstätten im wahrsten Sinne des Wortes geredet werden kann. Die Rückkehr zum Vermittlungsbetrieb von althergebrachtem Lernstoff, ohne die Berücksichtigung von uns alle betreffenden Problemen, wie Um-weltzerstörung und Globalisierung, und ohne die Berücksichtigung von werte- und identitätsbildenden Prozessen greift leider zu kurz, um verantwortbar von Bildungsstätten zu reden.  Da muss zwangsläufig um-gedacht werden. Denn ein weiter So, können wir uns nicht leisten.

 

 

 

 

„Wahl der richtigen Schule - Noten bedeuten nicht alles“

28.09.2019

Schon im Herbst geht es los!

Da besuchen die Eltern der Schulkinder der 4. Klasse die unterschiedlichsten Schulen und Schulformen, um die beste Schule für ihr Kind zu finden. Da werden die Vorträge der Direktoren gehört, die Schulkonzepte miteinander verglichen, das Leistungsniveau erspürt, das AG-Angebot studiert, mit Lehrern geredet und diverse Fragen gestellt. Vorsichtig werden auch die anderen Eltern betrachtet, passen die zu uns, was fahren die für ein Auto, kann unser Kind mit deren Kinder gut zusammenarbeiten? Sind das vielleicht Rabauken, die mein Kind ärgern können? Das zieht sich bis fast Weihnachten, man versucht, die verschiedenen Informationen zu sortieren, zu gewichten, tauscht sich mit dem Partner aus und ist am Ende nicht unbedingt schlauer, sondern häufig verwirrt. Man erkennt nämlich nicht, auf was man achten soll, damit man für sein eigenes Kind die beste Schule findet, denn jeder redet nur von Leistung, von Arbeitshaltung, von Disziplin und von Durchhaltevermögen. Aber wo bleibt da mein Kind? Das sollte die wichtigste Frage sein!

Hier in Rheinland-Pfalz geben die jeweiligen Grundschulen eine Empfehlung zur Schullaufbahn ab, aber letztendlich entscheiden die Eltern, auf welcher weiterführenden Schule ihr Kind angemeldet wird. Das ist auch gut so, denn die Eltern sind Experten, wenn es um ihr Kind geht. Aber sie sollten ihr Kind auch so sehen, wie es ist und nicht so, wie sie es gerne hätten. Denn die Gymnasien sieben recht schnell und diese Erfahrung des Scheiterns möchte man keinem Kind antun. So lange es noch das dreigliedrige Schulsystem mit der Entscheidung nach der 4. Klasse gibt, bedeutet die Wahl der Schulform auch eine frühe Entscheidung für die weitere Schullaufbahn. Deshalb sind nicht unbedingt die Noten für die Wahl der Schule ausschlaggebend, sondern Selbstständigkeit, Arbeitshaltung und ein stabiles Selbstwertgefühl sind für ein problemloses Durchlaufen der Schule von grundsätzlicher Bedeutung. Für das Kind und seine Entwicklung ist aber gleichzeitig ungemein wichtig, dass es in der Schule als eine Persönlichkeit betrachtet wird, der mit Achtung und Einfühlung begegnet wird und dass es ernst genommen wird auch mit Fehlern und Schwächen. Wenn sich Kinder in ihrem Erleben verstanden fühlen, führt das auch zu größerer Selbstachtung und einem günstigerem Selbstbild.   

Als Fazit lässt sich also empfehlen, genau zu eruieren, wie das Schulklima der jeweiligen Schule aussieht und ob sich das Kind jeweils wohlfühlt sowie ehrlich einzuschätzen, ob das Kind mit den Anforderungen zurechtkommen wird. Ein besonderes Augenmerk sollten die Eltern darauf legen, ob es sich die gewählte Schule zu Aufgabe macht, Kinder in ihrer Individualität  zu fordern und zu fördern.

„Lernblockaden beseitigen“

16.09.2019

Sie haben das ALLES schon erlebt: Ihr Kind hat für eine Arbeit gut gelernt, war angemessen vorbereitet und hat sich sogar ein bisschen auf den Leistungsnachweis gefreut, denn bei dem zu erwartenden guten Ergebnis hätte ihr Kind eine angemessene positive Wertschätzung von allen Seiten erwarten können.

Aber dann, als die Hefte ausgeteilt wurden, kamen die Ängste. Die Angst zu versagen, weil die Lehrer einem sowieso nichts zutrauen, die Mitschüler einen nur nach den Noten beurteilen und die Eltern zu viel erwarten und eigentlich nie zufrieden sind. Diese fehlende echte Wertschätzung lässt in den Kindern kein günstiges Selbstbild entstehen, das lässt sie an sich zweifeln und im Ernstfall blockieren diese Ängste zu versagen das Abrufen der eigentlich vorhandenen Kenntnisse.

Weil wichtige Wertschätzung und echte Zuneigung aber fehlen, können die Kinder kein gesundes und authentisches Selbstbild entwickeln, was zu einer schwach ausgeprägten Selbstachtung führen kann. Denn Kinder mit größerer Selbstachtung und der Erfahrung, verstanden und ernst genommen zu werden, sind motivierter und eher zur Mitarbeit bereit. Deshalb können sie auch unter Prüfungsbedingungen ihre  Leistungen besser abrufen, weil sie keine Ängste haben müssen, bei Versagen mit Liebesentzug oder Abwertung ihrer Person bestraft zu werden. Sie haben nämlich ein klares Selbstbild entwickeln können, und wissen, wenn sie nichts lernen, wird es keinen Leistungserfolg geben.

Also, was können Eltern tun, um ihren Kindern zu helfen, diese Lernblockaden zu beseitigen und wieder bessere Leistungen zu ermöglichen. Am allerwichtigsten ist, dass Kinder geachtet und ernstgenommen werden, besonders bei Fehlern und vermeintlichen Schwächen. Eltern sollten ihren Kindern zudem Achtung und Einfühlung entgegenbringen, sie sollten sie ernstnehmen und versuchen, sich in die Erlebniswelt der Kinder einzufühlen. Das lässt ein gesundes Selbstwertgefühl bei ihren Kindern entstehen. Aber Eltern müssen auch, weil sie nämlich auch Erzieher sind, die vereinbarten Konsequenzen bei Grenzüberschreitungen klar, bestimmt, aber ohne Wertung und Anschuldigung verwirklichen. So können die Kinder angstfrei lernen, dass Grenzen nicht ohne Konsequenzen überschritten werden können. Achtung und Einfühlung beruhen selbstverständlich auf Gegenseitigkeit.

„Das Selbstwertgefühl stärken“

07.09.2019

Kopfschmerzen, Bauchweh, Übelkeit, Verweigerung, Trotz, depressive Züge: Der Liste ließen sich noch etliche Symptome hinzufügen. Fakt ist, dass etwa 40% aller Schulkinder unter Ängsten und körperlichen Beschwerden leiden, die mit ihrer Schulsituation zu tun haben. Auch die Eltern können hier nicht immer helfend zur Seite stehen. Sie lernen zwar mit dem Kind zuhause, sie bezahlen auch Nachhilfestunden oder vereinbaren sogar einen Termin beim Schulpsychologen, aber der nachhaltige Erfolg bleibt trotz aller Bemühungen aus. Dann wächst der Stress, die familiäre Situation wird ständig angespannter und gereizter und der Haussegen hängt zusehends schiefer. Dabei wirkt der verstärkte Druck auf das Kind eher negativ, weil der ständige Kampf eskaliert oder das Selbstwertgefühl des Kindes sinkt. Hier muss Veränderung stattfinden.
Denn Kinder müssen ehrliche Wertschätzung erleben, damit sich ihr Selbstwertgefühl entwickeln kann. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es wertschätzen und anerkennen. Die schulischen Leistungen sollen dabei nicht der Maßstab sein. Geben Sie ihm das Gefühl, dass es geliebt wird, egal wie die Mathearbeit oder der Deutschaufsatz ausfällt. Geachtet und ernst genommen zu werden auch bei Fehlern und Schwächen, führt zu größerer Selbstachtung und einem günstigeren Selbstbild, was zu besserer Mitarbeit und stärkeren Leistungen führt. Aber: Seien Sie authentisch, d.h. verlangen Sie auch Bemühungen und Anstrengungen. Die Kinder müssen begreifen, dass Lernen jetzt zu ihren Aufgaben gehört. Sie als Eltern müssen dabei hinter Ihrem Verhalten stehen, Sie müssen glaubhaft sein, aber vermeiden Sie Verletzungen und Zurückweisungen. Stellen Sie nicht die Misserfolge in den Mittelpunkt, sondern die Erfolge.

 

„Wege zum Erfolg in der Schule oder Lerncoaching für Eltern und Kinder“

07.09.2019

- Selbstwertgefühl stärken

- Lernblockaden beseitigen

- Leistungspotentiale aktivieren

- Schulstress abbauen

- Prüfungsangst besiegen

 

Mensch
Balance
Orientierung